Food-Blog für vegane Vielfalt: Veggies
Vegan leben, gestaltet sich für Lea Green einfach, nicht nur weil ihre Wahlheimat Berlin die "veganste" Stadt Deutschlands ist, sondern weil die Food-Bloggerin viel ausprobiert. Für die Rezepte auf Veggies blickt sie über den Tellerand hinaus und in die Töpfe anderer Kulturen.
Lea Greens Lieblingsfarbe ist Grün. Klar. Die Food-Bloggerin findet die Farbe nicht nur schön, sondern auch lecker. Seit Kindertagen isst sie am liebsten Gerichte mit Spinat, Erbsen oder Granny Smith. Als "grün" lässt sich auch das Denken der Wahlberlinerin beschreiben: Aus ethischen Gründen ernährt sie sich nur noch rein pflanzlich. Einblick in ihren kulinarischen Alltag gewährt die 38-Jährige auf dem Food-Blog . Hier gibt es weit mehr als Köstliches in Grün zu sehen. Sie präsentiert Süßes und Herzhaftes aus aller Welt.
Ihre Wurzeln hat Lea Green in Österreich: Geboren in Kärnten, ging sie später in Oberbayern zur Schule: "Ich bin also ein Mädchen aus den Bergen, das vor rund 17 Jahren ihre neue Heimat in Berlin gefunden hat." Auslöser für diesen Umzug war ein Studium der Filmwissenschaft. Noch heute ist sie mit der Medienbranche verbandelt: Sie arbeitet in einer Kreuzberger Werbefilmproduktion - und viele der Kollegen sind ihre kritischsten Testesser.
Im Interview mit LECKER.de spricht Lea Green über Vorurteile gegenüber Veganern, über vegane Reisen und warum Lorbeer eine unterschätzte Zutat ist.
Was ist das größte Vorurteil gegenüber Veganern?
Dass Veganer "komplizierte, mäkelige Spaßbremsen mit einem erhobenen moralischen Zeigefinger" sind. Die vegane Ernährung als solche wird oft mit Verzicht und Entbehrung assoziiert. Dem kann ich nur entgegnen, dass die meisten Veganer, denen ich begegnet bin, sehr offene, rücksichtsvolle und umsichtige Menschen sind. Ihnen liegen Umwelt, Tiere und Mitmenschen am Herzen. Die meisten können übrigens auch sehr gut über sich selbst lachen. Das ist wichtig in einer nicht-veganen Welt.
Seit wann bist du Veganerin? Und was hat dich zu dem Schritt bewogen?
Ich lebe seit fast zwei Jahren komplett vegan. Wie bei vielen ging dieser Lebensweise eine lange vegetarische Phase voraus. Der Übergang zur rein pflanzlichen Ernährung war fließend. Mir ist das gar nicht richtig aufgefallen, es war plötzlich normal für mich, auf tierische Lebensmittel und dann auf tierische Produkte zu verzichten. Bei mir standen ethische Aspekte im Vordergrund. Aber je mehr ich über die vegane Ernährung gelernt habe, desto deutlicher wurde auch, dass sie sehr gesund ist, wenn man darauf achtet, ausgewogen, vollwertig und vielseitig zu essen. Heute bin ich körperlich viel fitter, selten krank und man sieht mir selbst stressige Zeiten nicht so schnell an.
Du möchtest mit "Veggies" eine Vielzahl an Menschen erreichen. Gelingt dir dein selbst gestecktes Ziel, "Kritiker vom Gegenteil zu überzeugen"?
Das Feedback zu meinem Blog, aber auch in meinem Umkreis, ist positiver als anfangs gedacht. Die meisten Menschen sind neugierig und wollen wissen, was sie anstelle von Fleisch und Tierprodukten essen können. Wenn sie einmal die Vielfalt der veganen Küche entdeckt haben, verschwinden viele Vorurteile und sie wirken regelrecht begeistert. Positiver Nebeneffekt ist auch, dass kleine gesundheitliche Vorzüge sofort spürbar sind. Man fühlt sich satt, aber nicht vollgestopft und träge. Die Verdauung kommt in Schwung, man schläft besser und fühlt sich sehr energiegeladen. Das ermuntert in der Anfangszeit viele, weiterhin oder öfter vegan zu essen.
Du zeigst Rezepte aus aller Welt. Was ist dein kulinarisches Traumland?
Ich finde gerade die Mischung und Abwechslung der unterschiedlichen Esskulturen spannend. Ich liebe etwa die mediterrane Kräutervielfalt Frankreichs und die wunderbare Pasta-Tradition Italiens. Besonders inspiriert mich auch die nordafrikanische Küche mit verschiedenen Reissorten, Couscous, Kichererbsen, Bulgur und unglaublichen Gewürzen, wie etwa Za'tar. Dies ist eine hocharomatische Mischung aus Sesam, Schwarzkümmel, Bergkernsalz, wildem Thymian und Sumach. Aber auch die asiatische und indische Küche bereichern meinen Speiseplan. Mein kulinarisches Traumland ist also eine kleine Weltreise.
Vegan auf Reisen zu sein, stelle ich mir manchmal schwierig vor. Wie sind deine Erfahrungen?
Das kommt darauf an, wie man reist und wie man sich auf der Reise organisiert. Ich bin kein Mensch, der sich gerne in Hotels aufhält. Viel lieber buche ich mir Ferienwohnungen oder mache "Couchsurfing". Ich bin dann Selbstversorger und bestimme meinen eigenen kulinarischen Tag. Aber auch in Hotels ist man weltweit zuvorkommend. Gerade in den USA, Mexiko und Thailand habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Etwas schwieriger könnte es in Ländern mit einer ausgeprägten Fleischküche wie Argentinien werden.
Was war deine Lieblingsspeise als Kind?
Ich hatte mein Leben lang ein Faible für grüne Zutaten. Als Kind habe ich daher Spinat, grüne Äpfel und Erbsen ganz besonders geliebt. Mein absolutes Lieblingsgericht war damals "Pfannkuchen mit Spinat". Das esse ich übrigens auch heute noch sehr gerne - allerdings in der veganen Variante, was damals nicht der Fall war.

Was ist dein aktuelles Lieblingsgericht?
Meine Vorliebe für ein bestimmtes Gericht ist eng mit den Jahreszeiten verknüpft und abhängig von der Saison verschiedener Gemüse- und Obstsorten. Aber um an meine Kindheit anzuschließen: Spinat-Pancakes mit aromatisch angebratenen Pfifferlingen finde ich zurzeit besonders köstlich. Wer möchte, kann die fluffigen Pfannkuchen auch mit Champignons oder Shiitake zubereiten. Sie sind im Handumdrehen fertig, super lecker und ein richtiger Hingucker. >> Zum Lieblingsrezept von Lea Green
Die meist unterschätzte Zutat ist …
Ich halte zum Beispiel Lorbeer für unterschätzt. Die ätherischen Öle von Lorbeerblättern verströmen ein unglaubliches Aroma. Ich benutze Lorbeer für das Kochen von Suppen, dunklen Soßen und Tomatensoße, aber auch für Gemüsegerichte oder Eintöpfe. Doch Lorbeer schmeckt nicht nur gut, sondern ist darüber hinaus eine seit Jahrhunderten anerkannte Heilpflanze, die schmerzlindernd wirkt, die Durchblutung fördert und die Verdauung anregt. Mehr Beachtung von Lorbeer schmeckt also nicht nur, sondern tut auch noch gut.
Eigentlich bist du in den Bergen groß geworden. Was hält dich seit 17 Jahren in Berlin?
Berlin ist die vegetarisch-vegane Hauptstadt Deutschlands. Das genieße ich sehr. Das vegane Angebot ist fantastisch. Und auch die Menschen hier sind dieser Ernährung und Idee gegenüber sehr aufgeschlossen. Das macht Spaß. Berlin ist weltoffen, tolerant und bunt. Manchmal ist Berlin auch ein wenig grau, dreckig und unfreundlich. Aber die Mischung macht’s.
Wo siehst du deinen Blog in fünf Jahren?
Im digitalen Zeitalter weiß man nie so recht, was kommt und genau das macht es so spannend. Im Moment schreibe ich mein erstes Kochbuch, das voraussichtlich im Mai 2015 erscheinen wird. Hoffentlich werde ich die Zeit finden, meinen Blog auch ins Englische zu übersetzen. Ich möchte Menschen weltweit mit meinen veganen Rezepten inspirieren und für die vegane Idee begeistern. Denn für meine Zukunft halte ich es wie Mahatma Gandhi: "Sei Du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!"