Regional einkaufen für Anfänger – so kaufst du Lebensmittel frisch und umweltfreundlich ein

Kurze Transportwege, perfekt gereiftes Obst und Gemüse, Wertschätzung und Unterstützung der Landwirte in deiner Umgebung: Für regionale Lebensmittel gibt es viele gute Gründe. Aber was kann ich wo regional einkaufen und muss ich jetzt auf Schokolade verzichten? Wir zeigen dir, wie du deinen Lebensmitteleinkauf ganz easy Schritt für Schritt regionaler gestalten kannst.

Obst und Gemüse regional einkaufen
Frischer geht's nicht: Obst und Gemüse kannst du gut regional einkaufen Foto: Miriam Doerr - Fotolia
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Warum sollte ich regional einkaufen?

Wo und wofür wir unser Geld ausgeben, hat einen riesigen Einfluss auf unsere Umwelt und unsere Gesellschaft - ja, sogar auf die Natur und Menschen, die weit entfernt von uns leben. Nahrungsmittel bewusst regional einzukaufen kann ein kleiner, aber wichtiger Baustein für ein verantwortungsvolleres und gesünderes Leben sein. Die Vorteile im Überblick:

  • Höhere Nährstoffdichte und mehr Geschmack: Obst und Gemüse, das keine langen Transportwege überstehen muss, kann zum perfekten Reifezeitpunkt geerntet und verkauft werden. Dann ist der Gehalt an Vital- und Aromastoffen am höchsten.
  • Längere Haltbarkeit: Noch ein Pluspunkt dank kurzer Wege! Je frischer die Lebensmittel in deine Küche gelangen, desto länger bleiben sie bei dir lecker und gesund.
  • Mehr Transparenz: Du legst Wert auf artgerechte Tierhaltung oder darauf, dass auf deiner Gurke keine Pestizide kleben? Nur wer weiß, wo seine Lebensmittel herkommen, kann sich vor Ort ein eigenes Bild machen und informiert entscheiden.
  • Mehr Wertschätzung für Lebensmittel: Die ersten Erdbeeren im Mai! Die Kohlvielfalt im Januar! Die (Rück-)besinnung auf regionale und damit saisonale Lebensmittel macht demütig und froh. Denn abseits vom Überfluss in den Supermarktregalen entdecken wir plötzlich, wie wert- und genussvoll Lebensmittel unser Leben bereichern.
  • Wertvolle Nachbarschaftshilfe: Kaufst du regional, unterstützt du lokale Höfe, Unternehmen und die Menschen, die dort arbeiten.
  • Bessere Ökobilanz dank kurzer Transportwege: Weniger Kilometer mit LKW oder Flugzeug bedeuten weniger schädliche Emissionen (das gilt leider nur, wenn die Saison für regionales Obst und Gemüse nicht mithilfe von energieintensiven Kühlhäusern künstlich verlängert wird).
  • Unabhängigkeit von globalen Lieferstrukturen: So großartig die Globalisierung uns in vielen Bereichen mit Menschen aus aller Welt zusammenbringt, so sinnvoll ist doch eine dezentrale Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Denn Naturkatastrophen, Pandemien und anderen Krisen bringen zentralisierte Lebensmittelerzeugung und globale Lieferströme schnell aus dem Gleichgewicht. Und im Ernstfall sind die ärmsten Menschen der Welt die Leidtragenden.

Was ist eine Region?

Der Begriff "Region" ist nicht gesetzlich definiert. Deine Region kann dein Landkreis, ein Bundesland, ein Naturraum wie die Eifel oder auch ganz Deutschland sein. Tipp: Klammere dich nicht an feste Grenzen oder Umkreise in Kilometern. Bewerte Regionalität lieber relativ, zum Beispiel so:

  • "Obwohl ich in Norddeutschland lebe, entscheide ich mich für den 'regionaleren' Honig aus Bayern, wenn die Alternativen im Regal aus Rumänien oder Argentinien kommen."
  • "Hier im Norden wachsen keine Mandelbäume. Beim Einkauf habe ich aber die Wahl zwischen den weniger weit gereisten Mandeln aus Spanien oder Mandeln aus dem ferneren Kalifornien."
  • "In meinem Garten wachsen im Frühjahr und Sommer Kräuter von Basilikum bis Schnittlauch – regionaler geht’s nicht! Deshalb kaufe ich während der Saison kein frisches Grün, selbst wenn es beim Bauern nebenan wächst."

Und Vorsicht bei Siegeln und Markennamen im Supermarkt. Weil es eben keine einheitliche Definition gibt, werben viele Hersteller mit Begriffen wie "Heimat" oder "von hier", die aber keinesfalls mit deiner Vorstellung einer regionalen Erzeugung übereinstimmen müssen. Denn gerade bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst, Gebäck oder Pizza sind die Zutatenlisten und Wertschöpfungsketten lang und bei vielen Siegeln muss nur ein Bruchteil von Anbau oder Produktion in der ausgelobten Region stattfinden. Eine Übersicht zur Kennzeichnung regionaler Lebensmittel und verschiedene Siegel findest du hier bei der Verbraucherzentrale >> Wir haben dir außerdem die wichtigsten Tipps zusammengestellt, mit denen du unabhängig von Siegeln und Werbeversprechen nachhaltig regionaler einkaufst:

Tipp 1: Trink Wasser – aus der Leitung!

So simpel, so effektiv: Es gibt kein regionaleres und gesünderes Getränk als das Wasser aus deinem Wasserhahn. Und es ist die Basis für viele Getränke-Kreationen, die du ebenfalls nicht in Flaschen kaufen musst: aromatisiertes Wasser, Limonade, Hafermilch

Tipp 2: Kaufe Lebensmittel so naturbelassen wie möglich

Wo kommt die Tomate her? Steht auf dem Schild an der Gemüsekiste. Aber wo kommt die Tomate her, die zu Tomatenmark verarbeitet, als Basis für die Pizzasoße verwendet, schließlich auf die Pizza gestrichen und mit allen anderen Zutaten schockgefrostet wurde, um dann in der Tiefkühltruhe auf Kunden zu warten? Je ursprünglicher du Lebensmittel einkaufst, desto einfacher findest du heraus, woher sie kommen. Wenn du deine Pizza selbst backst, kannst du die Zutaten so regional wie möglich einkaufen.

Tipp 3: Nutze einen Saisonkalender

Wer im Hier einkaufen möchte, muss auch im Jetzt einkaufen. Esoterisch? Nö, regionale Bauernregel! Denn natürlich wächst hier jetzt nur das, was die jahreszeitlichen Bedingungen hergeben. Ein Saisonkalender hilft dir bei der Mahlzeiten- und Einkaufsplanung, sodass du nicht enttäuscht auf dem Wochenmarkt stehst, weil es gerade keine regionalen Äpfel gibt - und dann doch welche aus Neuseeland kaufst.

Tipp 4: Entdecke Alternativen zum Supermarkt

Einmal hin, alles drin: Klar, ein großer Wocheneinkauf im Supermarkt spart Zeit und Mühe und vor allem bei unverpackter Ware wie Obst und Gemüse findest du dort oft auch regionale Ware. Doch wenn du weitere Produkte regional einkaufen möchtest, lohnt sich eine kleine Recherche nach Alternativen:

Steckrüben regional einkaufen
Regionales Gemüse wie Steckrüben findest du auf dem Wochenmarkt, Foto: Gabriele Rohde - Fotolia

Wo kann ich regional einkaufen?

  • Auf Wochenmärkten verkaufen viele Landwirte aus der Umgebung ihre Produkte und du kannst nachfragen, wo und wie sie erzeugt wurden. Beachte aber, dass manche Händler ihre Waren mit Erzeugnissen vom Großmarkt ergänzen, um ein breiteres Sortiment anbieten zu können. Die sind dann nicht unbedingt regional.
  • Größere landwirtschaftliche Betriebe verkaufen nicht nur auf Wochenmärkten, sondern betreiben teilweise auch eigene Hofläden. Vielleicht kannst du deinen Einkauf mit einer Hofbesichtigung verbinden? Auch Hofläden ergänzen ihr Angebot übrigens oft mit Waren vom Großhändler.
  • Handwerklich orientierte Einzelhändler wie Metzger oder Bäckereien beziehen ihre Zutaten häufig von Betrieben aus der näheren Umgebung und können dir Details zur Herkunft nennen.
  • Lieferdienste für Lebensmittel oder Biokisten bieten häufig regionale und saisonale Produkte an, die du online auswählen und nach Hause liefern lassen kannst.
  • Wer sich langfristig engagieren und einen landwirtschaftlichen Betrieb unterstützen möchte, kann bei einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft oder solidarischen Landwirtschaft Anteile erwerben. Ohne Zwischenhändler oder Vermarkter bekommst du vor Ort erzeugte Lebensmittel zu fairen Preisen und die Landwirte finanzielle Sicherheit.

Extra-Tipp: In der RegioApp des Bundesverbands der Regionalvermarkter kannst du nach bestimmten Produkten und Einkaufsmöglichkeiten in deiner Umgebung suchen.

Tipp 5: Lege einen Garten an

Regionaler wird’s nicht! Viele Kräuter, Gemüse- oder Obstsorten wachsen schon in kleinen Töpfen auf einer sonnigen Fensterbank. Oder vielleicht kannst du auf dem Balkon oder im Garten mit einem kleinen Beet starten? Wer größer denkt: Immer mehr Landwirte vermieten vorbereitete Ackerflächen zum Bepflanzen, Pflegen und Ernten, zum Beispiel über ackerhelden.de oder meine-ernte.de.

Tipp 6: Genieße deine Extras

Darf ich denn nun Schokolade essen, obwohl Kakao und Zuckerrohr in Übersee wachsen? Wir glauben: Nur wer ein gutes, freudvolles Leben führt, kann Güte und Freude weitergeben. Also gönn dir bitte unbedingt Schokolade, Kaffee und Bananenbrot – und zwar ohne schlechtes Gewissen! Denn mit dem Kauf überregionaler Lebensmittel kannst du durchaus Gutes tun und zum Beispiel den fairen Handel mit lokalen Kooperativen unterstützen. Viele Zahlen und Fakten, Denkanstöße und Entscheidungshilfen dazu findest du in diesem sehr empfehlenswerten Buch: Super Local Food aus dem Oekom-Verlag*

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Text: Laura Basting-Neumann und Annalena Bull

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